Sommerfrische und interreligiöse Beobachtungen

Heute morgen bin ich in die Berge zur Sommerfrische gefahren. Der Bus hatte einen Aufkleber auf der Windschutzscheibe mit zwei Bildern von Jesus, dazwischen war Ganesha, der Elefantengott. Mit einem Räucherstäbchen hat der Busfahrer den Aufkleber umrundet und so um eine glückliche Fahrt gebeten. Ganesha sorgt für glückliche Wege.

Da Kodaikanal auf 2200 m Höhe eine hill station der Briten und ab 1845 eine amerikanische Missionsstation war, sind hier sehr viel Leute Christen mit biblischen Namen wie John, Noah oder Miriam.

Ein junger Angestellter der Jugendherberge, wo ich übernachte, ist Hindu und hat mir stolz seinen um den Hals hängenden Rosenkranz mit Kreuz gezeigt. Auf meine verwunderte Nachfrage sagte er, seine Mutter sei Christin, die Religion habe er von seinem hinduistischen Vater. Und deren Ehe war arrangiert.

Die Frauen der verschiedenen Religionen sind an ihrer Kleidung zu erkennen. Hindufrauen tragen meist farbenfrohe Saris, Christinnen ebenso, nur verhüllen sie den Kopf mit dem Stoffende des Saris, vor allem in der Kirche. Muslimische Frauen sind meist schwarz gekleidet, mit Kopfbedeckung, manche mit Nikab.

Blick vom Feuerplatz der Jugendherberge.

Tagsüber sind es hier angenehme 20 Grad, abends wird es richtig kühl.

Heute abend habe ich Mutters sebstgestrickte Socken, Unterhemd, langes Shirt, Strickjacke, Jeans und Daunenjacke an. Es sind 10 Grad, keine Heizung. Ein bisschen fröstele ich mit euch mit. Ich habe ein Zimmer in einem alten Steinhaus mit einer großen Terrasse mit Blick auf die Berge.

Eigentlich wollte ich nur kurz hier bleiben, habe jetzt auf fünf Tage verlängert, weil die Jugendherberge so traumhaft gelegen und es absolut ruhig auf dem Gelände hier ist, ganz ungewohnt für indische Verhältnisse.

Außerdem sind hier sehr nette Gäste, mit denen ich ab und etwas unternehme, was mir als Alleinreisender wohltut.

Yurara aus Tokio und ich mit zwei Inderinnen im Tempel